Expertenbericht zum «Fall Bettschart» präsentiert
Schwachstellen bei der Viszeralchirurgie aufgedeckt
Die Dossiers der Patienten von der Chirurgieabteilung des Spital Wallis werden ab 1. Januar 2014 in Absprache mit dem CHUV in Lausanne behandelt - unter anderem sollen dadurch «gewisse heikle technische Risiken» künftig minimiert werden.
Die Walliser Gesundheitsdirektorin Esther Waeber-Kalbermatten hat mit ihrem Waadtländer Amtskollegen Pierre-Yves Maillard eine Vereinbarung über die Kooperation im Spitalbereich unterzeichnet. Darin ist eine enge Partnerschaft zwischen der Chirurgieabteilung des Spitals Sitten und der Abteilung für Viszeralchirurgie des Waadtländer Universitätsspitals (CHUV) vorgesehen.
Diese Massnahme wurde auf Empfehlung von Professor Jean-Jacques Houben getroffen, der vom Walliser Gesundheitsdepartement mit einer Expertise über das Departement Viszeralchirurgie des Spitals Sitten betraut worden war.
In Zukunft nur in Absprache mit Lausanne
In der Expertise wurde unter anderem festgestellt, dass die Anzahl hochspezialisierter Lebereingriffe zwar ausreichend ist, damit ein erfahrener Chirurg bei diesen Eingriffen die Patientensicherheit gewährleisten kann. Im Bereich der Behandlung schwerer Speiseröhren-Erkrankungen sei hingegen «die kritische Patientenmasse nicht erreicht», um im Spital Sitten ein hochkarätiges Team beibehalten zu können. Auch seien Komplikationen angesichts gewisser heikler technischer Risiken nicht genügend multidisziplinär angegangen.
Ab dem 1. Januar 2014 werden deshalb alle Dossiers von Walliser Patienten, die in der hochspezialisierten Viszeralchirurgie behandelt werden müssen, einem multidisziplinären Kollegium aus Ärzten des CHUV und von Spital Wallis unterbreitet. Dieses Ärztekollegium wird die optimale therapeutische Strategie für den Patienten ausarbeiten und die durchzuführende Behandlung bestimmen, sich zu den OP-Indikationen äussern und eventuelle chirurgische Eingriffe beschliessen.
Ein bereits bewährtes Modell
Die unterzeichnete Vereinbarung fügt sich in die bereits zwischen dem Kanton Wallis und dem CHUV eingegangenen Kooperationen in anderen Bereichen, namentlich in der Herzchirurgie und in der Kardiologie, ein. Sie zeugt vom Willen des Kantons Wallis, seine Partnerschaften mit den universitären Spitalzentren auszubauen, insbesondere im Bereich der hochspezialisierten Medizin.
Diese Partnerschaft fügt sich in die Absichtserklärung ein, die im September 2013 zwischen Spital Wallis und den Universitätsspitälern Bern, Genf und Lausanne unterzeichnet worden war.
Hängige Strafanzeige
Auslöser des Expertenberichts war eine im September publik gewordene Strafanzeige gegen den leitenden Chirurgen der Viszeralchirurgie am Spital Sitten. Ihm wird eine riskante Operation mit Todesfolgen vorgeworfen. Das Verfahren ist bei der Walliser Staatsanwaltschaft hängig. Ein interne Untersuchung einer medizinischen Kommission des Spitals Wallis rehabilitierte den Mediziner in der Folge vollumfänglich.
Mehr zum Thema im «Walliser Boten» vom Mittwoch.
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